Wer oder was ist eigentlich Biedermeier?
Diese Frage ist vielfältig zu beantworten – so ist Biedermeier eine Epoche, ein Begriff in der politischen Geschichte und eine besondere Kultur oder Mode. Vor allem die kulturellen Einflüsse aus dem Bürgertum ließen den Begriff „Biedermeier“ entstehen. In der Zeit von 1815 bis 1850 (zwischen dem Wiener Kongress und dem Beginn der bürgerlichen Revolution) entwickelte sich im Bürgertum eine ganz eigene Kultur, die sich in der Mode, Literatur, Musik und Architektur widerspiegelte.
Seinen Ursprung hat der Begriff in der Person Gottlieb Biedermeier, der einen treuherzigen aber spießbürgerlichen Erdenbürger darstellt. Gottlieb Biedermeier ist eine fiktive Person, die von einem Schriftsteller und einem Juristen erfunden wurde. Durch die fiktive Person Biedermeier sollte zu seiner Zeit das Bürgertum karikiert werden, dessen Biederkeit, Kleingeist und unpolitische Haltung auf die Schippe genommen wurde.
Die Mode des Biedermeiers
In der Mode setzte ab 1820 ein totaler Umschwung ein. Die Mode des gehobenen Bürgertums, der wohlhabenden Leute, entstand. Diese zeichnete sich bei Frauen durch:
- eine betonte Taille
- und gleichzeitig kürzer werdende Röcke
- Puffärmeln oder Gigots an den Oberteilen
- einen Kragen
- Schutenhut & Kreuzbandschuhe aus.
Die Männer trugen Frack und Gehrock, darunter eine eng taillierte Weste. Als Kopfbedeckung war der Zylinder sehr in Mode. Neben der ganz charakteristischen Bekleidung war auch die Möbel-Mode ganz speziell.
Das Biedermeier Wohnzimmer
Um 1830, als die Biedermeier Epoche in ihrer vollen Blüte stand, stehen die Biedermeier Möbel in vielen gut betuchten Häusern. Kennzeichnend für die Biedermeier-Architektur sind der eher schlichte sowie elegante Stil. Eine Einheitlichkeit in der Architektur der Möbel war aber nicht unbedingt zu erkennen. Ähnlichkeiten wiesen die aus Holz gefertigten Möbel beispielsweise in den größeren, glatten Flächen auf, auf denen die Holzmaserung mitunter spiegelbildlich angeordnet wurde. Als Holz wurde oft dunkles Holz wie Nussbaum oder Kirschbaum als auch Mahagoni verwendet. Vor allem kleinere Möbel wie Sekretäre, Kommoden oder Nähtische sind charakteristisch für Möbel aus der Biedermeier-Zeit. Auch das typische Biedermeier Sofa mit dem signifikanten Bezug ist nicht aus den Wohnzimmern der Zeit wegzudenken.
Der Biedermeier Look im Möbelstoff
Sofas oder Stühle waren mit dem Biedermeier Möbelstoff bezogen. Dieser Möbelstoff ist der Klassiker unter den Möbelstoffen. Kennzeichnend für seinen Look sind die floralen, geblümten Elemente gepaart mit dem exklusiven Streifendessin. Die ersten Stoffe dieser Art entstanden in Österreich, genauer gesagt in der grazilen Hauptstadt des Landes, Wien. Englische Möbel und Muster dienten dem Biedermeier-Stoff als Vorbild. Bei der Produktion wurde viel Wert auf handwerkliche Qualität gelegt.