Die Geschichte von Ohri, dem Ohrensessel
Ohri's Leben beginnt
Mein Skelett
Alles fängt mit meinem Grundgerüst an, das ist, wenn man so will, mein Skelett. Dieses besteht aus einem festen Rahmen aus Hartholz. Zum Einsatz kommen dabei Buche und Eiche.
Für die Teile an mir, die dich später nicht tragen werde, setzt man auch Weichhölzer und Schichtholz, sowie Spanplatten ein. Mein Untergestell wird verzapft und verleimt. Meine Kanten werden glatt geschliffen, damit später nichts drückt oder durchscheuert.
Meine vier Füße sind dabei schon Bestandteil des Rahmens und werden besonders schön gearbeitet, da sie später unter meinem Kleid aus einem strapazierfähigen Bezug hervorschauen.
Meine Muskulatur
Im zweiten Arbeitsschritt erhalte ich nun feste Gurte auf meinen Rahmen. Diese Gurte bestehen zumeist aus Hanf oder Jute, besonders dann, wenn sie für den Sitzbereich eingesetzt werden.
Hanffasern entstammen dem Bast der Hanfpflanze. Dank ihrer starken Festigkeit werden die Fasern schon seit Jahrhunderten für Taue und Seile verwendet. Auch Jute zeichnet sich durch eine hohe Dehnfestigkeit aus.
Genau diese Festigkeit sorgt dafür, dass die Stoffe beim Sitzen kaum nachgeben – das erhöht den Sitzkomfort für dich. Diesen Teil könnte man auch als meine Muskulatur bezeichnen.
Mein Innenleben
Im dritten und wichtigsten Arbeitsschritt bekomme ich mein Innenleben. Während man bei der klassischen Polsterung in einem aufwendigen Verfahren Schicht für Schicht mit verschiedenen Füllstoffen und Materialien beschichtet, bin ich ein moderner Sessel.
Meine Polsterung besteht aus extrem formbeständigen, langelebigen und gemütlichen Polyurethan. Das ist ein moderner Schaumstoff, der besten Sitzkomfort bietet und sich zugleich an alle Möbelformen anpassen lässt.
Damit ist er genau das Richtige für mich, denn schließlich möchte ich beim Verlassen der Fabrik mit meinen kuscheligen Ohren beeindrucken. Die gleichmäßige Härteverteilung des Schaums wird zudem ein langes und gemütliches Sitzen erlauben.
Meine Kleidung
Während ich nun meine endgültige Form erhalte, wird an der Station neben mir bereits mein Kleid genäht. Dafür wurde ich, wie bei einem Schneider, perfekt ausgemessen. Dann wurden meine Daten in den Computer eingegeben und eine Schneidemaschine übernimmt automatisiert den Stoffzuschnitt.
Mein Kleid ist aus einem besonderen Strukturstoff. Es hat eine Leinen- Canvas-Optik und besteht aus Polyester. Damit ist es nicht nur äußerst strapazierfähig, sondern auch fleckgeschützt. Wenn dir also mal etwas daneben geht, sorgt meine Imprägnierung dafür, dass die Flecken nicht einziehen und mit nur einem Handgriff spurenlos entfernt werden können. So hast du lange Freude an mir.
Ich bin fast fertig!
Jetzt ist es endlich soweit, ich darf meine Kleidung anziehen. Sie wird noch zurecht gezogen, sodass ich keine Falten auf der Oberfläche habe. Wenn der Bezug perfekt sitzt, wird der Stoff am Gestell befestigt. Zu diesem Zweck kommen Nägel, Tacker oder auch Klebstoffe zum Einsatz.
Dann wird mein Sitzkissen aufgelegt und ich werde in eine transparente Folie eingehüllt. Aber bevor ich dir zeige, wie meine Reise weitergeht, gucken wir uns erstmal meine Herkunft genauer an.
Wo kommt der Ohrensessel eigentlich her?
Meine Ahnen
Mein Urahne hat seine Wurzeln in England zu den Zeiten King Georges. Der gregorianische Stil war zu dieser Zeit prägend. Ein Meister entwarf für den englischen König ein Sitzmöbel, das heute als sogenanntes Chesterfield-Modell weltbekannt ist. Mein Urahne war aus besten Hölzern gearbeitet. Dazu gehörte unbedingt rostrotes Mahagoni, reiche Verzierungen an den Leisten und eine äußerst stabile Grundkonstruktion.
In langwieriger Handarbeit wurden Polsterfüllstoffe wie Rosshaar, Rinderhaar und zerkleinerte Blätter der Zwergpalme, sogenanntes Afrik, in mehreren Schichten aufgelegt. Die Kanten wurden genietet oder kunstfertig per Hand genäht. Feinstes Leder aus ganz Europa wurde von Hand aufgezogen und eingefärbt.
In Deutschland kennt man meine Vorläufer als Ohrensessel im Biedermeier Stil. Diese wurden komplett aus heimischen Hölzern und Materialien in vielen kleinen Manufakturen über ganz Deutschland verteilt hergestellt.
Ich bin ein Globetrotter
Wie ihr ja bereits gelernt habt, bestehe ich aus vielen verschiedenen Materialien. Und die müssen meist eine weite Reise zurücklegen, bevor sie zu einem Sessel werden. So kommen beispielsweise meine Hölzer und Edelhölzer aus aller Welt. Deutschland ist bekannt für Buchen- und Eichenholz, das für meinen Rahmenaufbau verwendet wird.
Bei einigen meiner Verwandten kommen Mahagoni, Palisander und Satinholz zum Einsatz. Diese Edelhölzer entstammen tropischen Regionen.
Die Schäume kommen oft aus dem Land der Hersteller selbst. Dabei kommen auch vorgeformte Polster zum Einsatz, die den mühsamen Prozess der Polsterung von Hand umgehen. Das Leder und die Stoffe für die Bezüge entstammen wieder verschiedensten Orten der Welt. Es hängt dann ganz vom Hersteller ab, für welches Land er sich entscheidet.
Fachleute sind gefragt!
Was mich und andere Ohrensessel so besonders macht, sind die vielen Arbeitsschritte, die immer noch per Hand ausgeführt werden. Weil solche Prozesse nur von speziell ausgebildeten Kräften ausgeführt werden können, sind diese Fachkräfte bei den Manufakturen in England und den Möbelherstellern in Deutschland und Italien sehr gefragt.
Und weil es diese Experten gibt, ist es auch möglich, mich in einer ganz individuellen Maßanfertigung zu erhalten.
Das Leben im Möbelhaus
Die gemusterten Sessel
Mittlerweile habe ich mich so richtig im Möbelhaus eingelebt. Zeit also, dir einmal die anderen Sessel vorzustellen, mit denen ich hier jeden Tag verbringe.
Die gemusterten Sessel teilen sich in zwei Gruppen: Die Innovativen und die Klassischen. Egal ob Biedermeier oder Glanzoptik - ich bin noch immer total fasziniert von den vielen verschiedenen Mustern und Stoffen. Einige von den Sesseln besitzen einen Teflonschutz, der das Fleckenrisiko mindert, wieder andere sind sehr strapazierfähig.
Die Kunstleder Sessel
Ich bin ja der Meinung, dass der Stoff von uns Sesseln so etwas wie der Charakter von euch Menschen ist.
Bei den Kunstledersesseln ist zum Beispiel immer etwas los, jede Nacht wird lautstark gefeiert. Ich habe sie gefragt, wie sie es schaffen, am nächsten Morgen trotzdem in aller Frische aufzuwachen – der Grund ist ihr Leder!
Da es nicht echt ist, können die verschiedensten Flüssigkeiten mit einem Microfaser-Tuch entfernt werden.
Die Outdoor Sessel
Die Outdoorsessel besitzen einen wasserabweisendem Polsterstoff, sie können sich also bei Wind und Wetter nach draußen wagen. Bei diesen Sessel tummeln sich verschiedene Stoffe: Kunstleder, Uni-, aber auch gemusterte Stoffe. Eins haben sie aber alle gemeinsam - ihren Outdoorstoff.
Mit dem kann ihnen auch die Sonne kann ihnen nichts anhaben und sie müssen keine Angst haben, irgendwann auszubleichen. Ziemlich praktisch, oder?
Die Uni-Stoff-Sessel
Diese Sessel sind genau nach meinem Geschmack: einfach, aber farbenfroh. Besonders die Sessel aus Microfaserstoff bewundere ich, denn sie sind robust und haben einen speziellen Fleckenschutz.
Und sie sind atmungsaktiv. Was genau das bedeutet, habe ich aber noch nicht verstanden.
Manche der Uni-Stoff-Sessel haben ein strapazierfähiges Material, daher verwendet das Möbelhaus sie auch in dem Besuchercafé.
Welcher Sesseltyp bist du?
Der Entspannte
Stress, Überstunden und Burn-out sind Fremdwörter für dich. Während andere von Termin zu Termin hetzen, entspannst du lieber bei einer Tasse Tee und einem guten Buch.
Ein Sessel soll für dich vor allem: Gemütlich sein und zum Verweilen einladen.
Dein Sessel: Der Megasessel
Der Romantiker
Ein Candle-Light-Dinner mit Kuschelrock-Musik im Hintergrund ist für dich das Nonplusultra? Dir wird bei handgeschriebenen Liebesbriefen ganz warm ums Herz?
Wenn du dazu noch auf Schaumbäder und Duftkerzen stehst, kommt nur ein Sessel für dich in Frage.
Dein Sessel: Der geblümte Sessel im Landhausstil
Der Moderne
Du lebst vollkommen im Hier und Jetzt, manchmal sogar ein bisschen in der Zukunft. Auf viel Schnick-Schnack kannst du getrost verzichten, du brauchst klare Strukturen und minimalistisches Design.
Und genau diese Rationalität soll sich auch in deinem Sessel widerspiegeln.
Dein Sessel: Der futuristische Loungesessel
Der Klassische
In deinem Leben setzt du auf Qualität statt Quantität. Du kaufst am liebsten zeitlose und dezente Möbelstücke. Ein Sessel muss allerdings mindestens so elegant wie du sein.
Er sollte im besten Fall auf eine lange Tradition zurückblicken und eine gewisse Erhabenheit ausstrahlen.
Dein Sessel: Der Chesterfield Clubsessel
Der Wellness-Fan
Gerade vom Meditationswochende zurück gekommen, geht es für dich gleich weiter zum Pilates. Regelmäßiges Fasten und eine vegane Ernährung gehören für dich einfach dazu.
In deinem Zuhause tust alles für ein gutes Feng Shui und möchtest auch nach der Fangopackung noch deine Muskeln entspannen können.
Dein Sessel: Der Massagesessel
Der Häusliche
Was für dich zählt, ist Geborgenheit. Du brauchst einen Rückzugsort, um der Kälte des Alltags zu entkommen.
Im Kreise deiner Familie fühlst du dich pudelwohl und auch dein Wohnzimmer soll nichts als Wärme und Behaglichkeit ausstrahlen. Neben einem Kamin gehört dazu natürlich auch der richtige Sessel.
Dein Sessel: Der Ohrensessel
Der Naturverbundene
Am liebsten bist du in der freien Wildness unterwegs und wenn du könntest, würdest du wie ein Nomade mal hier, mal dort dein Zelt aufschlagen.
Da dies bis dato noch nicht klappt, versuchst du dir wenigstens etwas Natur in deine vier Wände zu holen.
Dein Sessel: Der Rattansessel
Abenteuer im neuen Zuhause
Die Geburtstagsfeier
Bei meiner Familie angekommen warten sogleich eine Menge Abenteuer auf mich. Vater Thorsten feiert nur wenige Tage nach meiner Ankunft seinen 40-igsten Geburtstag.
Dabei geht es heiß her und jemand verschüttet sein Bier auf meinem Polster. Oh Schreck, so hatte ich mir mein neues Leben aber nicht vorgestellt!
Zum Glück weiß Mutter Erika Rat. Sie tupft die Flecken behutsam mit einem Küchentuch ab und reinigt mich mit einem lauwarmen Wasser-Shampoo-Gemisch. So entfernt sie die Bier-Flecken mit einem kleinen Handgriff.
Der Kaffeeklatsch
Es ist mal wieder soweit: Erika veranstaltet einen Kaffeklatsch mit all ihren Freundinnen – es gibt es wahres Gelage aus Torten und Kaffee. Eine der Damen lässt dabei ein Stück Sahnetorte auf meine Armlehne fallen. Hoffentlich bin ich nicht für immer ruiniert!
Meine Bedenken stellen sich kurz danach als unbegründet heraus. Denn Erikas Freundin reinigt mich mit einer Lösung aus Wasser und Haarshampoo.
Da dies die Flecken noch nicht vollständig entfernt hat, behandlet Vater Thorsten später mein trockenes Polster mit einem Spritzer Spiritus. Damit entfernt er alle Spuren der Tortenparty rückstandslos aus meinen Polster.
Die Katze
Hier ist immer etwas los: Kater Felix ist ab sofort neues Mitglied der Familie. Und sein Lieblingsplatz bin, wer hätte es gedacht, natürlich ich.
Seine Gesellschaft gefällt mir zwar sehr, aber jeder Besuch von ihm hinterlässt Spuren auf meinem Polster. Muss ich mich also zwischen unserer Freundschaft und einem sauberen Polster entscheiden?
Glücklicherweise nicht, denn Mutter Erika entfernt die Haare und organischen Überbleibsel von Felix mit kaltem Wasser und ein wenig Shampoo. Sie nimmt nie heißes Wasser, denn Eiweißstoffe gerinnen - das hat sie mir zumindest so erzählt.
Das Weihnachtsfest
Es ist Weinachten und im Wohnzimmer steht ein großer Tannenbaum mit echten Kerzen. Ich bin begeistert von seinem Leuchten - aber auf einmal tropft heißes Wachs auf meine Armlehne!
Doch Thorsten ist zur Stelle. Er entfernt das Wachs per Hand, hebt es vorsichtig von meinem Bezug und zerbröckelt es dabei.
Er setzt mich aber nicht der Hitze des Bügeleisens aus und bearbeitet die Stellen, auf die Wachs getropft ist, mit Waschbenzin nach, bis alle Wachsspuren vollständig entfernt sind.
Das Butterbrot
Jeden Morgen ist es das gleiche Szenario: Tochter Lisa steht viel zu spät auf und hat keine Zeit, richtig zu frühstücken. Und dann hat sie auch noch die Hausaufgaben vergessen!
Sie versucht, beides gleichzeitig zu erledigen – das kann ja gar nicht gut gehen... Und siehe da, ihr fällt das Brot dirket auf mein Polster, natürlich auf die butterbeschmierte Seite.
Gott sei Dank kann man Fette mit Lösemittel, wie Waschbenzin, Spiritus oder Fleckenwasser, leicht entfernen. Lisa streicht mehrmals mit einem getränkten Tuch über meinen Bauch und ich sehe wieder aus wie neu!
Das Kaugummi
Sohn Tim hat anscheinend ein neues Hobby: Er kaut unablässig Kaugummi. Was genau ihm daran gefällt kann ich nicht verstehen.
Es würde mich aber auch nicht weiter stören, wenn er nicht tatsächlich schon einmal eins auf mir verloren hätte. Dabei kann man Kaugummi doch nur mit einem Fachmann für Polsterreinigung aus meinem Gewebe entfernen!
Anscheinend habe ich mit meiner Familie aber einen echten Glückstreffer gelandet. Denn wenige Tage später ist ein Fachmann vor Ort und befreit mich von dem Kaugummi.
Das Alter hinterlässt seine Spuren - nicht nur bei Ohri
Ohri wird gepolstert
Polsteranleitung
Welche Materialien werden benötigt?
1. Stoff ausfüttern
Als erstes füllst du den Stoff mit Inhalt – dies kann Schaumstoff sein, du kannst aber auch Kissen, Natur-Latex oder Polsterwatte verwenden. Falls du gleich mehrere Möbel polstert, lohnt es sich, eine Schaumstoffrolle zu kaufen.
Wichtig ist nicht nur die Höhe des Stoffes, sonder auch die Stauchhärte. Du solltest dir also überlegen, wie weich dein Möbelstück am Ende sein soll.
2. Polsterung befestigen
Leistungsstarke Klebstoffe sorgen dafür, dass Stoff und Füllung nicht verrutschen. Dies funktioniert gut mit Kleber aus der Dose, den du dann mit einem Pinsel aufgetragen kannst. Ziemlich praktisch ist außerdem ein Sprühkleber.
Mit Hilfe eines Schnellklebers kannst du außerdem besonders zügig arbeiten. Wenn du die Polsterung immer mal wieder abnehmen möchtest, sind Klettbänder die richtige Wahl. Ein Reißverschluss erlaubt es dir, das Futter zu entfernen und nur den Überzug zu waschen.
3. Mach deine Polsterung einzigartig!
Die ersten Schritt sind geschafft, jetzt geht es um die Feinheiten. Mit Sprungfedern erhöst du beispielsweise den Sitzkomfort. Auch hier unterscheiden sich die Modelle wieder in Höhe und Spannung. Es ist ebenfalls eine gute Idee, einen Keder einzunähen. Dieser verstärkt auf der einen Seite den Rand der Polsterung, auf der anderen Seite lässt er die Nähte (fast) verschwinden.
So, das war's – dein Möbelstück sieht hoffentlich aus wie neu! Damit dies auch lange so bleibt, ist es wichtig, dass du es pflegst.
Weitere Tipps und Informationen rund um Polstermöbel findest du hier!
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