Wissenswertes

Muster auf Stoff - Wie funktioniert das?

von Redaktion - 7 Sep, 2020

Musterstoffe

Möbelstoffe, auch die unifarbenen, weisen oft ein bestimmtes Muster auf. Bei einigen schlicht und dezent, bei anderen farbenfroh und effektvoll, ein Muster verleiht dem Stoff einen bestimmten Charakter und einen einzigartigen Touch. Die Auswahl an Motiven und Mustern ist riesig, je nach der bestimmten Epoche kommen einige in Mode oder werden, manchmal nur vorübergehend, vergessen. Um das von Designern entworfene Muster auf den Stoff zu bringen, wurden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche recht unterschiedliche Techniken entwickelt. Dieser Artikel stellt die beliebtesten vor.

Strukturgewebe - originelle Haptik, effektvoller Look

Die Oberfläche der Strukturstoffe ist nicht flach, sondern zweidimensional, sie überzeugt mit angenehmer Haptik und dezentem Muster. Die Strukturstoffe werden gewoben, und zwar so, dass dank der Verwendung von unterschiedlich dicken und sogar mehrfarbigen Fäden eine besondere Struktur und schlichte Muster entstehen. Weben von Textilien ist eine der ältesten Erfindungen der Menschheit, sogar in den neolithischen Dörfern wurden die Reste von Woll- oder Flachsstoffen entdeckt. War eine unregelmäßige Struktur eines Textilstoffes früher oft ein Produkt der unvollkommenen Technik, sind diese Stoffe spätestens im 20. Jh. in Mode gekommen. Moderne Strukturstoffe entstehen selbstverständlich nicht mehr mithilfe von einem Webstuhl, sondern sind das Werk von computergesteuerten Maschinen (CNC-Anlagen).

Jacquard-Stoffe - endlose Muster in den Stoff eingewebt

Endlose, komplexe Muster ganz einfach direkt in den Stoff einweben - dieser Traum von vielen Generationen von Webern ging mit der Erfindung von einem neuartigen Webstuhl in Erfüllung. Vorgestellt 1805 von seinem Erfinder, einem Weber aus Frankreich Joseph-Marie Jacquard, läutete diese Maschine die industrielle Revolution ein. Ähnlich wie die Jacquard-Maschine, sind auch die Damast-Webstühle aufgebaut. Eine Besonderheit der Jacquard-Maschine war die Lochkartensteuerung. Lochkarte ist ein mechanisches Speichermedium und somit ein Vorgänger der heutigen elektronisch gesteuerten Technik. Aufgebaut nach dem binären Prinzip, ermöglichte die Lochkartensteuerung das Erstellen von beliebigen Motiven und Mustern, wie z.B. im Gobelin-Gewebe, das selbstverständlich von einer CNC-Anlage produziert wurde.

Gestickte Muster - aufwendig und filigran

Stickerei ist ein altes Kunstgewerbe, das im Alten China, in Ägypten oder Indien gepflegt wurde. Stoffe besticken bedeutet, diese mit Mustern zu versehen und dabei die verschiedenfarbigen Fäden durch den Stickboden zu ziehen oder darauf aufzunähen. Das Ergebnis sind Motive mit einer anspruchsvollen 3D-Optik, es sind auch äußerst komplexe Formen und mehrfarbige Muster möglich. Die Stoffe mit aufgestickten Mustern gelten bis zum heutigen Tag als recht teuer, denn die Fertigung , obwohl sie heute weitgehend automatisch, gesteuert von Computern, abläuft, immer noch mit einem beträchtlichen Arbeitsaufwand verbunden ist. Ein schönes Beispielt von hochwertigen Möbelstoffen mit raffinierten Stickereien sind feine Textilien im Biedermeier-Stil.

Gedruckte Muster auf Stoff - filigran und farbenfroh

Ein Muster kann auf den Stoff einfach aufgedruckt werden. Das Verfahren, dessen Ursprung möglicherweise in den japanischen Drucktechniken des 19. Jh. liegt, wurde erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts perfektioniert und für die Massenproduktion optimiert. Bei der Meterware wird vorwiegend der Siebdruck verwendet, wobei entweder eine Flachbett- oder eine Zylinder-Siebdruckanlage zum Einsatz kommt. Das Funktionsprinzip ist bei beiden Ausführungen gleich: Durch ein Sieb, das mit einem feinmaschigen Stoff bespannt ist, bzw. durch einen perforierten Rotationszylinder wird die Farbe durchgedrückt. Eine auf dem Sieb angebrachte Schablone gibt das zukünftige Muster an: Der Stoff wird nur dort gefärbt, wo es die Schablone ermöglicht. Für jede Farbe ist eine andere Schablone notwendig. Es entstehen farbenfrohe Muster, wie z.B. bei den Stoffen aus der Kategorie Printstoffe.

Stoffe beflocken - ein neues Verfahren

In den letzten Jahrzehnten wird die Beflockung immer öfter als eine Möglichkeit der Veredelung von unterschiedlichen Textilien verwendet. Bei diesem Verfahren wird das Muster zunächst mit einem Plotter auf eine Flockfolie aufgetragen, die mit einer Klebstoffschicht bedeckt ist. Mit dem Beflockungsapparat wird die Flockfolie mit Textilflocken bedeckt, die von der Klebstoffschicht fixiert werden. Eine prägnante 3D-Optik entsteht durch die elektrische Ladung, die die Flocken senkrecht aufrichtet. Im anschließenden Thermotransfer-Verfahren verschmilzt die Flockfolie unter Druck und Temperaturen bis zu 180°C mit dem Stoff, die Flockreste werden entfernt. Das Verfahren wurde bereits automatisiert, so dass auch die Meterware beflockt werden kann.

Applikation - Stoffe mit einem exklusiven Touch

Applikation, d.h. das Aufnähen von Mustern auf den Stoff, lässt eine ansprechende dreidimensionale Optik entstehen. Die Technik der Applikation hat ihren Ursprung in der Antike und kommt auch bei der Meterware zum Einsatz. Eine Applikation besticht durch die sympathische Haptik und wertet den Stoff auf.

Bildquelle: Frau bei Stoffwahl © JoseASReyes