Wissenswertes

Die Geschichte der Gardinen

von Redaktion - 30 Jul, 2015

Geschichte der Gardine

Gardinen oder doch Vorhänge?

Bevor die Geschichte der Vorhangstoffe zu skizzieren ist, lohnt sich eine kurze Klarstellung. Obwohl die Begriffe Gardine und Vorhang meist synonym verwendet werden, bedeuten sie doch zwei verschiedene Möglichkeiten, das Fenster zu dekorieren. Eine Gardine ist meist aus einem leichten Stoff gefertigt, ein Vorhang dagegen - aus einem schweren, blickdichten Stoff. Außerdem reichen Gardinen nur bis zur Fensterbank, die Vorhänge sind länger und reichen sogar bis zum Boden.

 

Klassische Vorhänge

Fensterdekoration in der Antike

Das Alte Ägypten kannte bereits Vorhänge, die vorwiegend aus luftigen, entweder einfarbigen, oder eher sparsam gemusterten Stoffen hergestellt wurden. In Griechenland und Rom war diese Fensterdekoration ebenfalls weit verbreitet.

Als Gardinenstoffe dienten Leinen und Baumwollstoffe, die mit schlichten geometrischen, später auch floralen Motiven verziert wurden. Als weitere Deko-Elemente wurden Schabracken und ausgefranste Ränder benutzt, außerdem wurden die Vorhände effektvoll in Falten gelegt.

 

Mittelalter

Vorhänge, die eine mittelalterliche Burg oder ein Haus eines wohlhabenden Kaufmannes im Mittelalter schmücken, dienten in der ersten Linie den praktischen Zwecken. Ein Vorhang schützte gegen die fremden Blicke und noch mehr - vor Kälte, daher kamen vorwiegend schwere, blickdichte Stoffe zum Einsatz.

Barock Vorhänge

einfarbig oder mit einem dezenten Muster eignen sich für den Mittelalter-Look am besten. Übrigens wurden nicht nur Fenster, sondern auch Türen mit bis zum Boden reichenden Stoff-Bahnen dekoriert, um die wertvolle Wärme im Raum zu behalten.

Doch so ganz einfältig war die Dekoration in der damaligen Zeit nicht, denn ungefähr am dem 15. Jh. wurden die Vorhänge mit den Schabracken, Bordüren und üppigen Quasten geschmückt. In dieser Zeit dienten auch die soliden und prächtigen Gobelins, angebracht an Fenstern und Türen, als ein zuverlässiger Kälteschutz.

 

Neuzeit - ein Feuerwerk aus Stilen und Ideen

Seit dem Beginn der Neuzeit entwickeln sich die Gardinen und Vorhänge immer mehr zu einem wichtigen Stil-Element bei der Raumeinrichtung.

Biedermeier Gardinen

In den Zeiten des Barock kamen großzügige Muster in Mode, die Gardinen wurden detailreich verziert, aber auch die Schienen und Stangen erlebten ihre Blüte und entwickelten sich von den rein funktionellen Elementen zur fantasievollen Deko. Fransen und Bordüren, Schnüre und Quasten - der Barock bediente sich gerne des gesamten Arsenals der Dekorationskunst.

Die Seidenweber von Lyon stellten verständlicherweise auch elegante und luxuriöse Vorhangstoffe her, die sich in der Epoche Rokoko mit ihrem sinnlichen und heiteren Lebensgefühl einer großen Beliebtheit erfreuten. Die Rokoko-Gardinen sind detailreich dekoriert und kunstvoll gefaltet, als Gardinenstoffe kommen Seide oder Blumenstoffe und Glanzoptik zum Einsatz.

Die Klassik läutete die Besinnung auf die antiken Ideale ein, die als eine Epoche der schlichten, ursprünglichen Eleganz aufgefasst wurde. Die Vorhangstoffe in Pastelltönen, nach oben gefaltet und mit schlichten Mustern verziert, zierten die Räume im klassischen Stil.

Elegant und doch romantisch-verspielt ist der Biedermeier-Stil, den die Vorliebe zum Natürlichen, Schnörkellosen auszeichnet. Gardinenstoffe der Biedermeier-Epoche - das sind zum einen leichte Baumwoll- und Seidenstoffe in hellen Farben, und zum anderen - die typischen Motive und Muster dieser Stilrichtung: feine Streifen, kombiniert mit Blumen oder Miniatur-Blumensträußen.

 

BlumengardinenModern heißt vielseitig und ungezwungen

Das moderne Stilkonzept lässt sich kaum in ein Paar Worte fassen. Diese Epoche, oft als die "Zweite Moderne" bezeichnet, beginnt ab der Mitte des 20. Jh. und dauert bis zum heutigen Tag.

Die Moderne lässt Liebhaber von den historischen Stilrichtungen auf ihre Kosten kommen, so dass die schweren Vorhänge im Mittelalter-Stil und fröhliche Biedermeier-Gardinen in einem zeitgemäß eingerichteten Raum keineswegs fremd wirken. Doch generell weist das moderne Design zwei Tendenzen auf: Einerseits strebt die Moderne nach Natürlichkeit und legt daher Wert auf die Ergonomie und Funktionalität. Andererseits wird bei dem zeitgenössischen Einrichtungsstil die Qualität der Stoffe hoch geschätzt.

Ob das moderne Wohn-, Schlaf- oder Kinderzimmer bodenlange Vorhänge oder kurze Stores schmücken, bleibt dem individuellen Geschmack der Bewohner überlassen. Die Vorhänge sind zugleich als Sonnen- und Kälteschutz gedacht, denn die Menschen von heute gehen mit der Energie sparsam um. Statt auf originelle Deko-Elemente zu setzen, werden die Gardinenstoffe mit stilvollen Mustern verwendet. Ob es sich um geometrische Figuren oder florale Motive handelt, spielt keine Rolle.

Moderne VorhängeAn Stoff wird nicht gespart: Die elegant drapierten Vorhänge wirken natürlich und erfüllen optimal ihre "Schutz-Funktion". Zum Aufhängen werden entweder große Schlaufen oder Ringe benutzt, die Stangen aus Metall sind zurückhaltend gestaltet. Bei der Auswahl der Vorhangstoffe ist der moderne Verbraucher sehr kritisch: Der Gardinenstoff darf nicht nur keine Gift- und Schadstoffe enthalten, sondern hat auch strapazierfähig und leicht zu reinigen zu sein. Bei der Auswahl der Farbe sind der eigenen Fantasie keine Grenzen gesetzt, wichtig ist lediglich, dass der Farbton der Gardinen zur sonstigen Einrichtung passt.

 

 

Bildquellen:

Frau vor Fenster: ©istockphoto.com/lolostock

Klassische Gardinen: ©istockphoto.com/terex

Barock Gardinen: ©istockphoto.com/yayanga

Biedermeier Vorhänge: ©istockphoto.com/rjlerich

Blumengardinen: ©istockphoto.com/robophobic

moderne Vorhäge: ©istockphoto.com/kash76